Einleitung.
3
von ihm gegeben, es lautet: „Ihr sollt vollkommen sein, wie Euer Vater im Himmel vollkommen ist“. Matth. 5, 48. Zu Gott also, als dem höchsten Urbilde aller Vollkommenheit, strebt die Menschheit empor, und Gottes Geist selber ist es, der sie dahin leitet. Die Geschichte ist also eine natürliche Offenbarung Gottes ebenso und zwar in höherem Grade, als es die uns umgebende, sichtbare Schöpfung ist. Sie ist namentlich ein fortwährend sich vollziehendes Gericht Gottes über Alles, was böse ist oder Böses thut. Je weiter rückwärts abgeschlossen die Vergangenheit vorliegt, um so klarer werden uns die Wege Gottes: je näher der noch unvollendeten Gegenwart, die uns selbst in Mitleidenschaft zieht, um so mehr ist unserem Urtheile Vorsicht geboten. Das aber hält der Glaube fest: dass eine höhere Hand löst, was der Mensch, von Leidenschaften verwirrt oder von Irrthum geblendet, nur unvollkommen unternimmt und ausführt; ja dass sie selbst, was Menschen böse zu thun gedachten, zum Guten führt; endlich, dass der Menschen Geschichte ein ewiger wenngleich oftmals gehemmter und scheinbar zurücklenkender Fortschritt zur Vollendung ist. So offenbart sich Gott in der Geschichte.
§ 5.
Erwählte Völker und Menschen.
Den Fortschritt in der Geschichte hat der göttliche Lenker nicht an die Massen der Völker oder der Menschen vertheilen wollen, sondern stets sind einzelne vorausgeschritten, als die Träger des Lichtes und solcher neuer Gedanken, die nachmals Gemeingut wurden. Es giebt erwählte Völker, denen vor andern der Genius innewohnt, und an die deshalb der Gang der Geschichte geknüpft ist. Man bezeichnet sie als die Cultur Völker; auch hat man, im Hinblick auf die stumpfe Menge unhistorischer Völker, sie als die activen von den passiven unterschieden. Wir erkennen letztere meist in den Urbevölkerungen der Länder, in denen sie seit dunklen Zeiten ansessig, gewisse Anfangsstufen des Lebens und der Beschäftigungen (als Jagd und Fischerei) nicht überschritten haben. Auffindungen von menschlichen Knochen und Schädeln in Höhlen Belgiens, Frankreichs, Englands, Deutschlands neben Thieren der Urwelt, Waffenreste von Stein, rohe Geräthe, auch jene merkwürdigen Pfahlbauten, die man in den Seen der Schweiz, Deutschlands und anderer Länder entdeckt hat, lassen auf ein sehr hohes Alter dieser Völker schliessen. Ihr Dasein gehört der Natur und nicht der Geschichte. Die historischen Völker dagegen, höher begabt an Körper und Geist, haben sich, meist von Osten gegen Westen und von den Gebirgen in die Ebnen dringend, zu den gebietenden Herrschern jener gemacht, wo sie dieselben nicht ausgerottet oder in die Wildnits geworfen haben. Selten ist dies geschehen ohne Härte und Sünde, denn die natürliche Geschichte ist Kampf
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— 108 —
1330-
1346
1346
-1338 Versuche Ludwigs, sich mit der Kirche auszusöhnen, auch nach dem Tode Johanns Xxii. durch Frankreich vereitelt: Deutschland mit dem Interdikt belegt, das jedoch seine Wirkung verfehlt. Die erniedrigenden Bedingungen, die der Papst stellt, veranlafsen
1338 den Kurverein zu Rense: die Kurfürsten erklären, wer von den Kurfürsten zum deutschen König gewählt sei, sei König, gleichviel ob ihn der Papst bestätige oder nicht.
1340 Erste Pulverfabrik in Augsburg (in Spandau 1344, in Liegnitz 1348).
Zündmischungen, früh den Chinesen, später den Ostrom ern (griech. Feuer) und den Arabern bekannt, erregten den Kreuzfahrern großen Schrecken. Das Pulver beschreibt schon Albertus Magnus: Kanonen, gleichfalls den Chinesen, Indern und Arabern zuerst bekannt, kommen um 1250 bei den Mauren in Spanien vor; seit dem 14. Jh. werden die ‘Donnermaschinen’ häufiger. — Die Zeit des angeblichen Erfinders des Pulvers, des Franziskaners Berthold Schwarz aus Freiburg i. Br. (Denkmal 1853), steht nicht fest (1250? 1320? 1354?).
1342 Um seinem Hause Tyrol zu verschaffen, löst Ludwig kraft kaiserlicher Vollmacht die Ehe der Erbin von Tyrol, Margarete Maultasche, mit Heinrich von Böhmen und vermählt sie mit seinem Sohne Ludwig dem Älteren von Brandenburg: daher der Bann gegen ihn erneuert.
1346 Ludwig gewinnt durch seine Gemahlin Holland, Seeland und Friesland. Seine wachsende Macht erfüllt die Kurfürsten mit Sorge, daher auf Betreiben des Papstes Karl von Luxemburg, Sohn Johanns von Böhmen. Enkel Heinrichs Vii., zu Kense zum König gewählt, nachdem er sich zu Avignon allen Bedingungen des Papstes unterworfen.
■1437 Die Luxemburger dauernd auf dem Thron.
-1378 Karl Iv. kommt vor dem Tode Ludwigs (1347) nicht zu Ansehen. Klug und praktisch, nach Maximilian ‘Böhmens Erz-
1341 Petrarca wegen seiner lateinischen Dichtungen im Aufträge des Königs von Neapel auf dem Kapitol zum Dichter gekrönt.
Die von den Griechen überkommene Sitte der Körner, in musischen Wettkämpfen den Lorbeer zu erteilen, hatten die deutschen Kaiser wieder aufgenommen. Petrarca legte vorher ein förmliches Examen ab. Noch jetzt in England die Hofwürde eines ‘poeta laureatus’. Vgl. zu 1487.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Johanns_Xxii Johanns Albertus_Magnus Magnus Berthold_Schwarz Ludwig Ludwig Margarete_Maultasche Heinrich_von_Böhmen Heinrich Ludwig_dem_Älteren_von_Brandenburg Ludwig Ludwig Ludwig Karl_von_Luxemburg Karl Johanns_von_Böhmen Johanns Heinrichs Heinrichs Karl_Iv Karl Ludwigs Maximilian_‘Böhmens Maximilian Petrarca Petrarca
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Augsburg Spandau Liegnitz Ostrom Spanien Freiburg Tyrol Holland Seeland Friesland Neapel England
Rußland.
33
gut beanlagte, aber bisher in Knechtschaft arg verkommene Volk schon
bedeutende Fortschritte gemacht. Die Rumänen sind fast ausschließlich
Hirten und Bauern. Es wird vor allem Weizen und Mais geerntet
und in großen Mengen ausgeführt; auch Tabak wird viel gebaut.
Die großen Weideflächen ermöglichen bedeutende Viehzucht. Handel
und Gewerbe sind fast noch ganz in Händen der Fremden, besonders
der Juden.
Die Hauptstadt "Bukarest ist sehr weitläufig angelegt und hat
zum Teil noch halb in die Erde gebaute Häuser, wie sie zum Schutz
gegen die Kälte und Hitze im ganzen Lande noch viel im Gebrauch sind.
(Fig. 9.) In der Moldau, nicht weit vom Pruth, liegt Jassy [jaschi]
und an der Mündung des Sereth Galatz, beide mit bedeutendem Ge-
treidehaudel. Das Donaudelta ist zum großen Teil noch Sumpfland.
Für den Verkehr ist die Donau von größter Wichtigkeit; von ihren
Mündungsarmen ist die Sulina sür die Schisfahrt am geeignetsten. Eisen-
bahnen verbinden die größeren Orte untereinander, mit den Donaustädten,
mit Köstendsche (Konstanza) am Schwarzen Meere sowie mit dem Auslande.
§ 8.
Rußland.
Geographische Lage: Nördlichste Grenze 70° N., Jäila-Gebirge
45o N. (wie Mündung des Po und der Donau); Ostseeküste und Warschau
21° O., Uralgebirge 60° O.
5400000 qkm (10 mal so groß wie D. R.), 110 Mill. E., auf
1 qkm 20 E. (D. N. Iii).
Dieser ungeheure Raum wird von keinem Gebirge durchzogen.
Dagegen wird die Grenze gegen Asien auf einer fast 2000 km langen
Strecke vou dem in seinem mittleren Teile genau von N. nach S. ge-
richteten Uralgebirge gebildet, dessen höchste Erhebungen aber auch
nur denen des deutschen Riesengebirges (1600 m) gleichkommen. Aus
der russischen Ebene steigt das Gebirge allmählich an, während es
nach O. steiler abfällt. Die wichtigsten Pässe sind so niedrig und
flach, daß sie ohne Schwierigkeit überschritten werden können. Der n.
Teil des Gebirges heißt der Wüste Ural, weil nicht nur seine Ab-
hänge von ausgedehnten Sümpfen begleitet sind, sondern der Bergrücken
selbst vielfach mit unzugänglichen Torfmooren bedeckt ist. Der mittlere
Teil wird wegen seines Reichtums an Gold, Platin, Kupfer und
Eisen der Erzreiche Ural genannt, der s., der in mehreren Parallel-
ketten nach So. gerichtet ist, heißt der Waldreiche Ural. — An der
Schlemmer, Erdkunde Ii. Z.auflage. . 3
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Fig Jassy 60°_O. D._R.
Extrahierte Ortsnamen: Moldau Donau Konstanza Jäila-Gebirge Donau Warschau Asien
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Extrahierte Personennamen: Fig Gustav_Adolf Gustav Adolf Napoleon_I.
248 Die Polarmeere,
So fand Franklin (1845—1848) mit mehr als hundert Genossen beim Ver-
such, die nordwestliche Durchfahrt aufzufinden, einen schauerlichen
Untergang. Einem der vielen zu seiner Rettung ausgesandten Männer ist
es zwar gelungen (1850—1854) die Durchfahrt von der Bering- bis zur
Davis-Straße auszuführen, aber es ist dadurch auch festgestellt, daß sie für
Verkehrszwecke in keiner Weise zu gebrauchen ist. Ähnlich ist es mit der
nordöstlichen Durchfahrt, die 1878/79 von dein Schweden Norden-
fkiöld aufgefunden ist. Zwar läßt das in großer Menge von den sibirischen
Strömen ins Eismeer geführte warme Wasser das Eis im Sommer weithin
Fig. 75. Tafelförmiger Eisberg.
auftauen, aber nur in besonders günstigen Jahren konnte die Fahrt von
Europa nach Sibirien und zurück in einem Sommer vollendet werden, so
daß auch hier ein regelmäßiger Verkehr unmöglich erscheint. Das Verlangen,
neue Gebiete für den Walsischfang aufzusuchen, sowie rein wissenschaftliche
Zwecke haben immer neue Nordpolfahrten hervorgerufen, aber noch ist der
Pol nicht erreicht worden. Der Norweger Nansen gelangte 1895 auf einer
kühnen Schlittenreise, nur von einem Gefährten begleitet, bis 86° 14' N-,
und 1900 drang der Italiener Cagni bis 86° 33' N. vor.
2. Das Südliche Eismeer ist viel weniger durchforscht
und bekannt als das n. Eismeer, überhaupt der am wenigsten be-
kannte Teil der Erde, Undurchdringliche Eismassen und viele hundert
km lange, 50 m hohe senkrechte Eismauern hemmen das Vordringen
in höhere Breiten. Von hier aus werden meist tafelförmige Eisberge
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Tafelförmiger_Eisberg Europa Sibirien
14
Europa.
valles ^ronßeßwkljes^. Kleine Hochgebirgsseen sind zahlreich vorhanden,
nicht aber große Talseen, die am N.- und S.-Fuße der Alpen die
Täler ausfüllen.
Die meisten Flüsse der Halbinsel fließen nach W. und ergießen
sich in das Atlantische Meer, sind aber fast alle vieler Stromschnellen
und Wasserfälle wegen wenig schiffbar. Alt-Kastilien wird vom Duero-
(— Fluß), Neu-Kastilien vom Tajo [tacho] und dem Guadiana durch-
flössen, und Andalusien vom Guadalquivir (—großer Fluß), dem
wasserreichsten Strome der Halbinsel. In das Mittelländische Meer
münden außer dem Ebro (—Strom), der auch im Tieflande von
Aragonien der Schiffahrt wenig nutzbar ist, nur Küstenflüsse
Die Hochebenen des Binnenlandes haben ein durchaus fest-
ländisches ftliina mit heißen, regenarmen Sommern und kalten
Wintern, sind bis auf die Gebirge waldarm, teilweise nur als Weide
zu benutzen und lassen Südfrüchte nicht gedeihen. Die N.-Küste hat
bei einem dem deutschen ähnlichen Klima sommergrüne Wälder,
Getreide- und Obstbau. Der So. hat schon fast afrikanisches
Klima und wenigstens stellenweise Palmen. Die übrigen Küsten-
länder haben südeuropäisch trockne und heiße Sommer und milde
Winter. Hier gedeiht neben feurigem Wein der Ölbaum, und es
reifen die sogen. Südfrüchte (Apfelsinen, Zitronen, Feigen, Mandeln,
Kastanien); die meisten Holzgewächse sind immergrün: Lorbeer, Myrte,
Buchsbaum, Oleander, Korkeiche.
In den Pyrenäen gibt es noch Gemsen und Baren, und auf
dem Felsen von Gibraltar leben Affen. Vorzügliche Esel und Maul-
tiere werden gezüchtet, die Pferde Andalusiens sind weithin be-
rühmt. Die Gebirge fördern die Haltung von Ziegen, und auf den
Hochebenen Kastiliens weiden die einst wegen ihrer Wolle berühmten
Merinoschafe.
Dem Abbau der großen Schätze des Landes an Blei, Eisen
(das z. T. in Deutschland verarbeitet wird), Kupfer und Queck-
silber wird erst in neuerer Zeit mehr Aufmerksamkeit gewidmet, doch
ist ihre Verhüttung wegen des Fehlens von Kohlen schwierig. Im
Altertum wurde hier viel Silber gewonnen.
Von den alten Einwohnern, den Iberern, hat sich ein unvermischter
Rest in den Basken am W.-Ende der Pyrenäen erhalten. Auf die Er-
oberung der Halbinsel durch die Römer folgte während der Völkerwande-
rung die durch die Westgoten, deren Reich durch die Araber, hier Mauren
genannt, 711 gestürzt wurde. In der zweiten Hälfte des Mittelalters begann
vom N. aus die Rückeroberung des Landes, die erst 1492 mit der
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Alt-Kastilien Guadiana Andalusien Aragonien Andalusiens Deutschland Altertum
Das Deutsche Reich,
143
Grünlandsmoore, bei denen wie auch beim Steinhuder Meer die
Pflanzendecke vom Rande eines stehenden Gewässers aus über dies
hinwegwächst, und Überwassermoore, wo das Wasser sich über der
Pflanzendecke des Bodens sammelt und sie allmählich vermodern
macht. Am weitesten dehnen sich die Moore an der untern Ems aus,
namentlich das nach den Niederlanden hinüberreichende Bonrtanger
[burtaugr] (— großes Wasserland) Moor.
?—------ - — ■ ■" : ~~ r
Fig. 32. Helgoland.
Früher suchte man durch Abbrennen des Torfes die Moore für
den Ackerbau nutzbar zu machen, jetzt wird meist folgendes Verfahren
angewendet. Nachdem das Moor durch Gräben trocken gelegt ist,
wird der Torf abgestochen und auf den Gräben als Feuerungsmaterial
nach den Städten geschafft. Der Untergrund trägt dann für die an
den Wasserstraßen sich lang hinziehenden Kolonistendörfer das nötige
Getreide. Die Gräben aber werden zu Schiffahrtskanälen erweitert;
durch solche stehen die untere Elbe, Weser und Ems in Verbindung.
Großartiger ist der Dortmund-Ems-Kanal, der das rheinisch-
westfälische Kohlen- und Industriegebiet an die Emshäfen anschließt.
Das Klima ist seeländisch; namentlich an den Küsten fallen
reichliche Niederschläge. Die Marschen sind wegen des hohen Grund-
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264 Verkehrskunde.
den nordamerikanischen Häfen und zurück fahren ließ. — Die Ein-
führung der (1829) von dem Böhmen Nessel erfundenen Schiffsschraube
an Stelle der Schaufelräder (der erste Schraubendampfer durchfuhr
1845 den Ozean) und der Ersatz der hölzernen Schiffe durch solche
aus Eisen und Stahl förderten die Dampfschiffahrt ungemein. Mit
der Größe der Schiffe wuchs auch die Schnelligkeit, obwohl die stetig
verbesserten Maschinen weniger Kohlen verbrauchen als früher. Der
Schnelldampfer Deutschland (Hamburg), das schnellste Schiff, ist
208,5 in lang, 20,4 in breit, 13,4 in tief (Tiefgang' 8,8 in); seine
Maschinen verbrauchen in 24 Stunden 565 t Kohlen (— 56,5 Eisen-
bahnwagen) und geben dem Schiffe eine Geschwindigkeit von 23,5 Sm.
(1 Sm. — 1852 m) oder 42—44 km in der Stunde. Er hat Raum
für 693 Reisende I., 302 Ii. und 288 Iii. Klasse und eine Besatzung
von 543 Mann. Außer 4820 t Kohlen, die er mit sich führt, ver-
mag er 10600 t (— 1060 Eisenbahmv.) zu laden. Um ein solches
Schiff durch Ruderer mit derselben Schnelligkeit vorwärts zu treiben,
würden 490000 Menschen (1 Pferdekraft — 14 Menschenkräften) er-
forderlich sein, abgesehen von den nötigen Ablösungsmannschaften. —
Noch größer sind die neuesten Schiffe derselben deutschen Gesellschaft,
Amerika u. Kaiserin Augusta Viktoria, die aber nur 17 Sm. in der
Stunde zurücklegen; letztere ist 206 m l., 23,5 m br., 16,4 m t.,
hat eine Besatzung von 560 Mann und kann 2300 Reisende auf-
nehmen und außerdem 14250 t laden (ohne die nötigen Kohlen, für
24 Std. 270 t).
Obwohl Deutschland verhältnismäßig spät mit anderen Völkern
in Wettbewerb im Schiffbau getreten ist, vermag es doch solche Schiffe
aus eigenem Material auf eigenen Werften herzustellen. Seine be-
deuteudsteu Werften sind außer den Kaiserlichen in Kiel, Danzig und
Wilhelmshaven: 1 in Stettin (Vulkan), 2 in Hamburg, 2 iu Kiel,
1 in Bremerhaven, 1 in Danzig (Schichau). Die Ausbesserung be-
schädigter Schiffe geschieht in Docks; das größte deutsche, das die
größten Schiffe aufnehmen kann, befindet sich in Bremerhaven, das
größte Schwimmdock in Hamburg.
Damit die Dampfer nicht für die ganze Reife Kohlen mitzu-
nehmen brauchen, wodurch der Laderaum zu sehr vermindert werden
würde, sind an wichtigen Punkten Kohlenstationen (meist von den
Engländern) errichtet worden. Neuerdings sind solche auch von
Deutschen angelegt, z. B. in Algier, Port Said, Kiautschou, Samoa,
Jamaica n a. m. Ganze Flotten von Segelschiffen sind fortwährend
beschäftigt, diesen Plätzen die nötigen Kohlen zuzuführen. —- Der
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hamburg Amerika Deutschland Kiel Danzig Wilhelmshaven Stettin Hamburg Kiel Bremerhaven Danzig Docks Bremerhaven Hamburg Algier Samoa Jamaica
2. Dem gegenüber finden sich die gegenwärtigen Menschentypen zusammen mit den Knochen des Hundes und anderer Haustiere in den sog. Hünengräbern oder Dolmen und den Pfahlbauten. Die Werkzeuge, die sich hier vorfinden, bestehen zum gröfsten Teil aus poliertem Stein; sind sie noch behauen, so zeigt sich doch schon eine bedeutende Kunstfertigkeit: diese Bevölkerung würde demnach erst in einer wesentlich späteren Zeit aus Mittelasien eingewandert sein.
Mit Rücksicht auf Material und Bearbeitung der Werkzeuge hat man jene erste Periode die ältere Steinzeit oder palaeo lithische genannt; die andere die jüngere Steinzeit oder neolithische.')
Die Hünengräber2) (kelt. Dolmen, engl. Chromlech), nicht nur in den meisten Ländern Europas, sondern auch in Nord-Afrika und in Vorder-Asien bis Ostindien hin zahlreich gefunden, sind mehr oder minder grofsartige Steinsetzungen über Gräbern, in denen sich oft zahlreiche Skelette mit Totenbeigaben mannigfacher Art finden. — In gleiche Zeit setzt man die sog. Menhir (irisch) oder Steintische, aufgerichtete kolossale Steinblöcke, auf denen horizontal ein platter Stein ruht. Ihre Bestimmung ist nicht festgestellt.
Die Pfahlbauten sind Wohnstätten aus neolithischer Zeit, die zur gröfseren Sicherheit in Seen auf Pfählen oder auf einer Aufschüttung (Faschinen) angelegt waren. Die Pfähle sind durch erdige Niederschläge des Wassers versandet und so erhalten; auch finden sie sich oft noch unter dem Wasserspiegel selbst. Sie wurden zuerst 1853/54 bei niedrigem Wasserstande im Zürcher See bei Meilen entdeckt. Später sind sie auch in Deutschland, Ostreich, Italien, Frankreich und auf den Britischen Inseln gefunden.3)
Besonders wichtig sind diese Bauten durch die Abfälle der Mahlzeiten, die in den See geschüttet wurden und sich im Sande erhalten haben, die sog. Kjökkenmöddings4), sowie durch allerhand andere Gegenstände des gewöhnlichen Lebens, die zufällig in den See fielen. Sie zeigen uns deutlich Kulturstufe und Leben der Pfahlbauer.
Die neolithischen Bewohner Europas würden also wegen ihrer Haustiere erst von Mittelasien aus ausgewandert sein; die palaeolithischen zu Beginn der Glacialzeit aus dem Norden Sibiriens.
3. Man hat versucht, dc^Zeit^der Schichten, in welchen die ältesten Spuren des Menschen sich finden, ungefähr zu bestimmen, indem man bei regel-mäfsigen, noch jetzt weitergehenden Veränderungen der Erdoberfläche, die mit der Diluvialzeit begannen (wie z. B. das Zurückgehen des Niagara, die
1) in Cannstadt (Württemberg) und Neanderthal (bei Düsseldorf); 2) bei Cro-Magnon (Dordogne);
3) in La Truchere (Saone-et-Loire); 4) bei Grenelle (bei Paris); 5) bei Turfooz (Belgien).
’) Franz. auch temps de pierre taillee und temps de pierre polie.
-) Die Vorstellung, dafs die Menschen einst Kiesen gewesen, beruht auf den Funden grofser Knochen antediluvialer Tiere, die man für Menschenknochen hielt.
*) Viele Naturvölker in Ostindien, Australien und Südamerika bauen ihre Wohnungen noch heut in gleicher Weise; auch Herod. (5.16) beschreibt Seedörfer im See Prasias in Thracien.
) Dänisch: Kjökke = Küche; mödding = Moder). In Dänemark erkannte man zuerst un-geheuie Haufen von Muschelschalen in der Nähe der Küste, die man früher für ehemalige Muschelbänke hielt, an den darunter befindlichen ändern Gegenständen (Gräten, Knochen, Werkzeugen etc.) als von einer uralten Bevölkerung herrührende Küchenabfälle. Diese Bevölkerung hatte schon den Hund als Haustier.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Chromlech Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Mittelasien Europas Nord-Afrika Ostindien Deutschland Italien Frankreich Europas Sibiriens Niagara Cannstadt_(Württemberg La_Truchere Paris Belgien Ostindien Australien See_Prasias Thracien Dänemark
— 6 —
Bildung von Torfmooren, das Wachstum des Nildelta oder anderer Erdschichten), die Gröfse der in einer bestimmten Zeit hervorgebrachten Veränderung zu messen suchte, um daraus die Dauer der Gesamtveränderung zu berechnen. — Die Resultate weichen aber zu sehr von einander ab, um irgend eine Sicherheit zu gewähren. Doch scheinen die Zeiträume so gewaltig zu sein, dafs die 5—6000 Jahre menschlicher Geschichte gänzlich dagegen verschwinden.
§ 7.
Der Zeitraum, welcher seit dem ersten Auftreten des Menschen bis zu dem Punkte vergangen ist, mit welchem die Geschichte der ältesten Völker und daher die Geschichte der Menschheit überhaupt beginnt, ist die Prae-historie oder Urgeschichte der Menschheit: sie erreicht für die einzelnen Völker ihr Ende zu sehr verschiedenen Zeiten, da die Völker nach einander in die Geschichte eintreten. Man kann also auch von der Urgeschichte eines einzelnen Volkes sprechen.
Zeigte uns nun die Urgeschichte, wie die ursprüngliche eine Menschheit alsbald sich teilen mufste, so erkennen Avir doch, dafs noch vor der Teilung derjenige Trieb sich im Menschen geltend machte, der bestimmt ist, die getrennte Menschheit wieder zur Einheit zurückzuführen, der Trieb zur Kultur, d. h. der Trieb, sein äufseres (materielles) und geistiges Leben unablässig zu vervollkommnen: das Tier verharrt unabänderlich auf derselben Stufe.
Waren es Schädel- und Knochenfunde, die uns in Verbindung mit der Thatsaclie der fünf Rassen die Zerstreuung der Menschheit über die Erde nachwiesen, so zeigen uns andere Funde in Verbindung mit einer Betrachtung derjenigen Völker, die sich nur wenig über den Urzustand erhoben haben, der sog. Naturvölker, wie sich die Völker, ehe sie in die Geschichte eintraten, nach bestimmten Seiten hin entwickelt haben müssen.
In dieser Entwickelung der Menschheit während der Urzeit ist von grofser Bedeutung zuerst ihr Bekanntwerden mit den Metallen und mit deren Bearbeitung: das dazu nötige Feuer, in den Sagen vieler Völker auf Verleihung durch Götter oder Halbgötter zurückgeführt, ist dem Menschen wohl seit seinem Auftreten bekannt gewesen.
Wie schon in § 6 hervorgetreten ist, wurden in ältester Zeit die hauptsächlichsten Werkzeuge, wie Axt, Hammer, Messer, Waffen u. a. aus Stein, namentlich Feuerstein, gefertigt, wo Knochen, Muschelschalen und Fischgräten nicht ausreichten. — Jedoch mit dem durch seine Härte vorzugsweise wichtigen Eisen, seiner Gewinnung und Bearbeitung, namentlich zu Stahl, ist der Mensch meist erst spät bekannt geworden; oft lernte er Kupfer und Zinn früher kennen, die er, um ein härteres Metall zu erhalten, zu Bronze zusammenschmolz.
Daher hat man für die Urgeschichte der Völker drei Perioden aufgestellt:
1. die Steinzeit,
2. die Bronzezeit,
3. die Eisenzeit.
Diese Perioden treffen jedoch keineswegs für alle Völker zu, vielmehr fehlt für viele die Bronzezeit; vereinzelt findet sich Eisengerät auch schon
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